Als ich neulich, wegen menschlichen Schadens auf der Schiene, nach Dresden wollte aber in Leipzig notwassern musste, setzte ich mich kurzerhand in die Lounge der Bahn. Auf den ungemütlichen Sesseln wird einem der Weiterreiseimpuls quasi in den Podex implementiert und nach ein paar kostenlosen Pepsis fuhr auch schon der Anschlusszug gen Dresden. Da das mein letzter Zug für den Tag war, hatte ich das erste Klasse Ticket nochmal auf Teufel komm raus ausgereizt, bis mich die Bahnfrau hinter dem Tresen böse anguckte und mit einem Locher wedelte. "Aber das gönnst du dir noch.", dachte ich so bei mir, schließlich war ich zwei Stunden länger unterwegs als geplant, hatte mehrere Züge nicht erwischt wegen besagtem Lebensmüden und war fast über Land verschütt gegangen, so unbekannt waren mir die Stationen, an denen der Ersatzzug hielt. Eisenach. Jena. Kannte ich alles nicht. Würde mich aber jemand fragen, könnte ich mit Stolz behaupten, dass ich schon einmal in Jena, ja sogar in Eisenach gewesen bin. Ob mir das jemals das Leben retten sollte, muss ich wohl abwarten, aber man weiß ja nie wann man einmal von einem geographiesüchtigen Mann von Welt gefangen gehalten und auf böse Weise mit Fragen gelöchert wird. Sollte man eine nicht beantworten, wird man mit einem Messer gelöchert. Da mein Wissen über die deutsche Landschaft verhalten ist, vermag mir zu hoffen übrig bleiben, meine Antwort Jena oder wahlweise Eisenach, ist die Antwort auf die Frage die meinem Tode entgegenwirken könnte.
Soviele Männer von Welt sind heutzutage aber anderweitig beschäftigt, dass sie garnicht die Zeit haben Unkundige mit Messern zu perforieren. Die abkömmliche Hälfte ist damit beschäftigt in Zugabteilen rumzustehen und zu erschricken, wenn sich die automatische Abteiltür schließt, zwischen der sie sich kurz vor dem Aussteigen mit ihrem wuchtigen Gepäck platziert haben. Ich habe einmal einer alten Dame aus dem Zug geholfen, die hatte dermaßen wuchtiges Gepäck, dass ich mich gefragt habe was da wohl drinne ist. Da ich selber schon immer mit zuviel Klimbim verreise, war mir rätselhaft was ein altes Ömchen in einem Koffer meiner Größe transportieren sollte. Stützstrümpfe und Taschengeld für die Enkel, vielleicht sogar eine Kombination, gegossen zu expressionistischen Büsten mithilfe von Beton und einem Marmorschild, auf dem steht "Oma hat euch lieb." Derlei könnte man tatsächlich mit sich rumschleppen, muss aber damit rechnen beim verlassen des Zugs einen Freiflug auf den Bahnsteig einzulösen. Ich trug der alten Dame also ihre Büsten, die betonierten, aus dem Zug, sie bedankte sich und ging ihres Weges. Meine eigene Oma hat öfter die Angewohntheit, bereits ihre Engelsflügel herbei zu reden, die sie einmal im Tode tragen möchte. "Dann fliegt eure Oma davon!", sagt sie dann immer, und ich antworte jedesmal: "Ja, die Treppe runter.", woraufhin sie sich ein wenig freut und lacht. Einer der wenigen Witze, die nie alt werden, man muss ihn nur mit genug Überdruß vortragen und schon klingt er fast famos.
Als ich aber noch nicht in Eisenach war, fielen mir die lustigen Schilder in den Bahnhöfen auf, die immer an den Gleisen stehen und vor sich hin predigen, was nur den wenigsten Verständlich sein dürfte. Ich wollte eigentlich erst recherchieren bevor ich darüber schreibe, das erschien mir aber langweilig, die Bedeutung ist vermutlich fad. Also überlegte ich, was es denn mit 31/8 auf sich haben könnte. Vielleicht ein Binomialkoeffizient, der bei genauer Berechnung die restliche Wegstrecke offenbaren würde, die ich noch zurücklegen musste. Ich hatte allerdings keinen Taschenrechner anbei und die Zahl war vermutlich fürs Kopfrechnen zu sperrig. Vielleicht war die 8, im asiatischen Raum die Zahl des Glücks, ein Bote von nahendem Glück, für Zug und Gäste, die an diesem Tag noch wenig Glück hatten. 8 ist auch ein Symbol für die Ewigkeit, woraus ich schloss, dass in 31 Kilometern das ewig andauernde Glück beginnen sollte, sprich der Himmel würde sich auftun, meine Oma würde vorbeifliegen und alle Sorgen wären vergessen. Aber dann wars doch nur Eisenach.
Das ist die Geschichte, wie ich lernte, Eisenach zu verachten.
Samstag, 11. April 2009
Freitag, 10. April 2009
Griesgrämiges Grüngrillen
Wenn, nach einem langen Winter, endlich wieder einmal die Sonne ihrer kuschligen Wiege entrinnt und sich dazu herablässt die Untengebliebenen zu bescheinen, feuert sich in Deutschland der Grundgedanke von Speisenverzehr au naturel an. Unförmige Eisengetüme, die nicht damit belästigt werden konnten im Jahre 2009 aus Verbundmaterial angefertigt worden zu sein, werden in die Garten gerückt und der Deutsche grillt.
Kein Brauch der Dusselgesellschaft voll einfältiger Schnösel nervt so sehr wie das Grillen, das Nachbarn olfaktorisch belästigt und bei allen umstehenden Krebs verursacht. Wo der Thrill liegen soll, sein Essen, anstatt spießbürgerlich am heimischen Tisch, im Freien zwischen Gewürm und Gestrüpp einzunehmen, ist eines der Geheimnisse, das die Menschheit nie zu lösen auch nur träumen kann. Auf der Liste von Geheimnissen, die nie dem kollektiven Verstand von verständnisvoll gebildeten Menschen begreiflich sein werden, rangiert das Mysterium des Grilldrangs in den Top 10 mit Konsorten wie dem Ursprung des Universums und der Frage, warum fremde Menschen immer an Tagen anrufen, an denen man beschlossen hat sich des besseren Wissens zum trotz nicht totzustellen und das Telefon jauchzend und mit freudigem Ton zu beantworten. Auf die Nachricht, der Mensch am anderen Ende sei ja gar niemand, den man kenne, reagiert man mit Resignation und verfällt in depressive Untiefen. Gleichzeitig schalmeit es aus den Gärten der Umgebung vor super Liedern, bei denen sich niemand die Mühe gemacht hatte sie vorher lyrisch zu Vergwaltigen, mit künstlerischem Anspruch zu schwängern um als Frucht der melodiösen Lende letztendlich eine harmonische Liedelei zu gebähren.
Während ich also zuhause sitze, vor Unverständnis über den vergangen Telefon faux-pas sinniere und auf ein Zeichen von positivem Lebensglück warte, kann ich mich nur an den Singsang des betrunkenen Grillvolkes anlehnen. In einem bösartigen Watschen, das mir Mütterchen Schicksal öfters mit roher Ignoranz für meine feinfühlige Natur aufs Gesicht zauberte, kommen schönes Wetter und Menschen, die ihr Haus auf der Suche nach Feuer verlassen, immer in einem hübsch geschnürten Paket. Ich weiß also nie so Recht, ob ich freudig den Sommer begrüßen, oder mich über die Nebenwirkungen echauffieren sollte. Wenn die Temperaturen gefährlich dem Siedepunkt sich anzunähern schicken, kann man sich ohnehin mit Lust am Sein des Echauffierens beherrschen und die fünfe Grade sein lassen. Welche Fünfe das sind, wird nicht genau verraten. Der Fünfe gibt es Finger, diese allerdings den ganzen Tag in einer geraden Position halten zu müssen geht auf die Gelenke und in der unbeleuchteten, spinnenbehangenen Ecke kichert schon diabolisch die Arthritis.
Besagte Zeitgenössen haust, wie ich glaube, ohnehin schon in meinem linken Zeigefinger. Dieser ist vom dauernden Pakete kleinrupfen bereits welk geworden, versagt den Dienst und schmerzt beim Aufdrehen von Getränkeflaschen. Falls mich die Arthritis also dahin raffen sollte, ich dem Durst erliege und meine Nieren explodieren bin ich zumindest Gewiss, dass es meinem Wohlergehen geschuldet war. Ich kann nämlich keinen Grill nach draußen schleppen, selbst wenn ich wollte. Diese Facette der menschlichen Experience entzieht sich meinem Horizont auf schelmische Weise immer wieder, weshalb mich im inneren der Neid auf draußen grillfrohe Zeitgenossen zerfrisst. Niemand sollte in einer Welt leben müssen, in der Gelenkschmerzen einen Menschen hindern, ein Mensch zu sein! Befreit euch von den Ketten des Verfalls, singt drinnen fröhliche Lieder und zündelt was die Zündelhölzer hergeben. Was nicht heißen soll, dass ich dazu aufrufe Gebäude abzufackeln, das wäre sicherlich garstig und sollte im Optimalfall vermieden werden, die Ozonschicht leidet bereits unter brennendem Regenwald und Kühen, die Methangas flatulieren.
Schuld ist natürlich die Konsumgesellschaft. Nirgends werden soviele Kühe konsumiert und gepflegt wie in der Konsumgesellschaft. Früher kannte man nur Kühe vom Lande und in der Stadt standen alte Menschen und verpesteten die Luft mit griesgrämigem Kriegsgelaber. Wenn ich also unverhohlen, wie ich mich gern gebe, einmal an alle Kühe denke, die auf den Grills der Grillgesellschaft vor sich hinschmoren, Kohlendioxid an die Luft abtreten und pre mortum noch furzend auf der Weide standen, ergibt sich für mich ein Bild des Leids, des Schocks, des ungebremsten empörtseins wie es nur Politiker kennen müssen. Wer grillt, killt. Die Welt. Dass die beiden Worte derart gleich klingen kann also kein Zufall sein, es kommt nur zusammen was von je her zusammengehörte.
Ich sehe dem Unheil, dass an der Welt verbrochen wird von drinnen zu und rufe hinaus:
"Nein! Nicht die schöne Erde! Sie ist doch noch so jung und schön!",
aber niemand will mich hören. Da wir wissen, dass das Universum 13,7 Milliarden Jahre alt ist, die Erde aber nicht, wissen wir, dass die Erde noch relativ jung ist, ergo ist sie auch schön, wurde sie doch dem ergreisen noch nicht ausgesetzt und widersetzt sich auch erfolgreich all den wundersam riechenden alten Mensch die auf ihr Leben. Würden Rentner auf unserem Rücken stehen und sich ohne unterlass beschweren, warum denn immerwieder junge Menschen auf ihrem Rasen spielten, wären wir vor Gram bereits ins letzte Trimester unserer Lebensspanne geflutscht. Nun sitze ich also drinnen, halte die Unholde nicht von ihrem bösen Treiben ab, kann aber behaupten, dass ich als ängstliches Würstchen mit Mitbewohnerin Arthritis auch nich teilnehme an der Zerstöung unseres Lebensraums. Vielleicht verdienen mehr Deutsche im Sommer Anrufe von unbekannten Menschen, die sie in Trauertäler von Selbstzweifel stürzen, was hieße, sie täten das Haus nicht verlassen und die Welt in den Abgrund grillen. Ich bin dafür, dass Bund und Länder für weitere Studien Fördergelder bereit halten und sich neben dem Umstieg auf grüne Energie auch meine Idee einmal anhören sollten. Die falsch Verbundenen der Nation gehören als das gefeiert, was sie sind: Helden der Neuzeit. Unsere Kinder werden es ihnen danken.
Kein Brauch der Dusselgesellschaft voll einfältiger Schnösel nervt so sehr wie das Grillen, das Nachbarn olfaktorisch belästigt und bei allen umstehenden Krebs verursacht. Wo der Thrill liegen soll, sein Essen, anstatt spießbürgerlich am heimischen Tisch, im Freien zwischen Gewürm und Gestrüpp einzunehmen, ist eines der Geheimnisse, das die Menschheit nie zu lösen auch nur träumen kann. Auf der Liste von Geheimnissen, die nie dem kollektiven Verstand von verständnisvoll gebildeten Menschen begreiflich sein werden, rangiert das Mysterium des Grilldrangs in den Top 10 mit Konsorten wie dem Ursprung des Universums und der Frage, warum fremde Menschen immer an Tagen anrufen, an denen man beschlossen hat sich des besseren Wissens zum trotz nicht totzustellen und das Telefon jauchzend und mit freudigem Ton zu beantworten. Auf die Nachricht, der Mensch am anderen Ende sei ja gar niemand, den man kenne, reagiert man mit Resignation und verfällt in depressive Untiefen. Gleichzeitig schalmeit es aus den Gärten der Umgebung vor super Liedern, bei denen sich niemand die Mühe gemacht hatte sie vorher lyrisch zu Vergwaltigen, mit künstlerischem Anspruch zu schwängern um als Frucht der melodiösen Lende letztendlich eine harmonische Liedelei zu gebähren.
Während ich also zuhause sitze, vor Unverständnis über den vergangen Telefon faux-pas sinniere und auf ein Zeichen von positivem Lebensglück warte, kann ich mich nur an den Singsang des betrunkenen Grillvolkes anlehnen. In einem bösartigen Watschen, das mir Mütterchen Schicksal öfters mit roher Ignoranz für meine feinfühlige Natur aufs Gesicht zauberte, kommen schönes Wetter und Menschen, die ihr Haus auf der Suche nach Feuer verlassen, immer in einem hübsch geschnürten Paket. Ich weiß also nie so Recht, ob ich freudig den Sommer begrüßen, oder mich über die Nebenwirkungen echauffieren sollte. Wenn die Temperaturen gefährlich dem Siedepunkt sich anzunähern schicken, kann man sich ohnehin mit Lust am Sein des Echauffierens beherrschen und die fünfe Grade sein lassen. Welche Fünfe das sind, wird nicht genau verraten. Der Fünfe gibt es Finger, diese allerdings den ganzen Tag in einer geraden Position halten zu müssen geht auf die Gelenke und in der unbeleuchteten, spinnenbehangenen Ecke kichert schon diabolisch die Arthritis.
Besagte Zeitgenössen haust, wie ich glaube, ohnehin schon in meinem linken Zeigefinger. Dieser ist vom dauernden Pakete kleinrupfen bereits welk geworden, versagt den Dienst und schmerzt beim Aufdrehen von Getränkeflaschen. Falls mich die Arthritis also dahin raffen sollte, ich dem Durst erliege und meine Nieren explodieren bin ich zumindest Gewiss, dass es meinem Wohlergehen geschuldet war. Ich kann nämlich keinen Grill nach draußen schleppen, selbst wenn ich wollte. Diese Facette der menschlichen Experience entzieht sich meinem Horizont auf schelmische Weise immer wieder, weshalb mich im inneren der Neid auf draußen grillfrohe Zeitgenossen zerfrisst. Niemand sollte in einer Welt leben müssen, in der Gelenkschmerzen einen Menschen hindern, ein Mensch zu sein! Befreit euch von den Ketten des Verfalls, singt drinnen fröhliche Lieder und zündelt was die Zündelhölzer hergeben. Was nicht heißen soll, dass ich dazu aufrufe Gebäude abzufackeln, das wäre sicherlich garstig und sollte im Optimalfall vermieden werden, die Ozonschicht leidet bereits unter brennendem Regenwald und Kühen, die Methangas flatulieren.
Schuld ist natürlich die Konsumgesellschaft. Nirgends werden soviele Kühe konsumiert und gepflegt wie in der Konsumgesellschaft. Früher kannte man nur Kühe vom Lande und in der Stadt standen alte Menschen und verpesteten die Luft mit griesgrämigem Kriegsgelaber. Wenn ich also unverhohlen, wie ich mich gern gebe, einmal an alle Kühe denke, die auf den Grills der Grillgesellschaft vor sich hinschmoren, Kohlendioxid an die Luft abtreten und pre mortum noch furzend auf der Weide standen, ergibt sich für mich ein Bild des Leids, des Schocks, des ungebremsten empörtseins wie es nur Politiker kennen müssen. Wer grillt, killt. Die Welt. Dass die beiden Worte derart gleich klingen kann also kein Zufall sein, es kommt nur zusammen was von je her zusammengehörte.
Ich sehe dem Unheil, dass an der Welt verbrochen wird von drinnen zu und rufe hinaus:
"Nein! Nicht die schöne Erde! Sie ist doch noch so jung und schön!",
aber niemand will mich hören. Da wir wissen, dass das Universum 13,7 Milliarden Jahre alt ist, die Erde aber nicht, wissen wir, dass die Erde noch relativ jung ist, ergo ist sie auch schön, wurde sie doch dem ergreisen noch nicht ausgesetzt und widersetzt sich auch erfolgreich all den wundersam riechenden alten Mensch die auf ihr Leben. Würden Rentner auf unserem Rücken stehen und sich ohne unterlass beschweren, warum denn immerwieder junge Menschen auf ihrem Rasen spielten, wären wir vor Gram bereits ins letzte Trimester unserer Lebensspanne geflutscht. Nun sitze ich also drinnen, halte die Unholde nicht von ihrem bösen Treiben ab, kann aber behaupten, dass ich als ängstliches Würstchen mit Mitbewohnerin Arthritis auch nich teilnehme an der Zerstöung unseres Lebensraums. Vielleicht verdienen mehr Deutsche im Sommer Anrufe von unbekannten Menschen, die sie in Trauertäler von Selbstzweifel stürzen, was hieße, sie täten das Haus nicht verlassen und die Welt in den Abgrund grillen. Ich bin dafür, dass Bund und Länder für weitere Studien Fördergelder bereit halten und sich neben dem Umstieg auf grüne Energie auch meine Idee einmal anhören sollten. Die falsch Verbundenen der Nation gehören als das gefeiert, was sie sind: Helden der Neuzeit. Unsere Kinder werden es ihnen danken.
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