Montag, 31. August 2009

Dichtaloge

Weil es kein Wort für gedichteten Dialog gibt, das mir bekannt wäre, mache ich mein Eigenes.

Günther kommt zu spät zur Arbeit und seine Chefin - Susanne - weist ihn zurecht.


Susanne: Was denkst du dir,
es ist fast zehn, und du wanderst noch,
wie ein nachtverliebtes Tier,
immernoch im selben Loch,
das die Zeit im Tage riss, und Dunkelheit,
entsandte, besitzt die Unerhörlichkeit,
zwei Stunden später zu erhaschen,
einen Blick von unserm Tun, das wir,
uns deiner seelig waschen,
und uns're Händ' im Schoße ruhen,
die Arbeit sperren in die Eitelstruhen,
welche du ersannt hast, dir,
gibt's hier nicht, das ist schier,
unmöglich, das wir eitel lenzen,
und uns unproduktiv kredenzen,
eine Suppe, die nicht siedet,
weil's nicht unterm Hintern brennt,
und keiner uns'rer Angestellten rennt,
tüftelt, oder Pläne schmiedet,
und oh, was wär'n wir froh gemein,
wär alles Tun und alles Sein,
dem einzig wahren Zweck geschuldet,
Menschen auf der Erd' geduldet,
das sie nur Freuden sich ergeben,
dem Augenblick geschuldet Leben.
Hier wartet Arbeit, es fehlt uns gar,
an den Ecken, magst dich recken,
und geh nun! An die Arbeit, Wicht,
faul sein tolerier ich nicht!
Musst wirken, walten, arbeit tuen,
alles andere muss ruhen,
dem Wert, dass Arbeit sich erzwingt,
und jeder einklänglich nun singt,
dass alles andere vergessen,
ist ein urverwandter Zeuge dessen,
was die Welt zu Großem führte,
die ältesten zu Tränen rührte,
wenn sie besahen ihre Werke,
und huldigten der Menschen Stärke,
alles, was man brauchte,
durch Arbeit schließlich auch auftauchte.
Die älteste Kraft im Leben, merke,
sie mag zu versetzen Berge,
welche Unlust stets am Orte hält,
was immer ihrer gegen schnellt,
ruhen sie, sind ausgeliefert denen,
die sich nach Veränderung sehnen,
exogene Kräfte nur,
walten stets in der Natur,
wenn das Unbelebte zaudert,
und die Biologie vorm Donner schaudert,
der Entwicklung immer trieb,
mit Beben, Wind und starkem Hieb,
die Erde hebt, den Baum entzweit,
der weiß, was immer ist gescheit,
sich anzupassen und zu fliehen,
die unumstößlichen Schlüsse ziehen,
die, wie die Erde, unverdrossen,
ewig Richtigkeit genossen.
Drum denke, wenn die Erde bebt,
wenn alles, was sich krümmt und lebt,
droht in Vergessenheit zu siechen,
hinfort! Du solltest schnelltens kriechen.
Ich mahne dich, fort ans Werk,
du, lieber Freund, bist kein Berg,
denn als Oberin der vielen,
sag ich lass das spielen!
Und gehe deiner Tätigkeit,
sieh, dein Tisch ist schon Bereit.

Gustav: Verzeiht mir, es war mir nicht klar,
dass es bereits Späte war,
und ich ohne es zu wissen,
hatte lang geträumt im Kissen,
meines Schlafes Ewigkeit,
trüge, in den Tag so weit,
mein Körper ruhte unbeflissen,
im Schoße eines zarten Kissen,
das mich träumen ließ von Stimmen,
welche in der Ferne glimmen,
und sagen,
alles wäre gut,
was immer Gustav gerne tut,
er mög's finden hier,
stillen seine Freudengier.
Es war nicht meine Absicht, mich so verschlafen,
zu hadern bis zum Mittag, wie manche Herrn und Grafen,
die unbewusst, gestillt vom Leben,
den Tage in den Schlafe weben,
und sich gesellen aufzustehen,
wenn die Arbeiter zu bette gehen,
weil nichts sie plagt, kein Leid sie sinnen,
kommen wir wohl nicht umhinnen,
zu gestehen, dass der Graf,
ihn nicht braucht, den guten Schlaf,
aber immer die, dies nie gebrauchen,
den Schlaf haben, während and're straucheln,
ihr Bedürfnis nach der Ruh,
zu befriedigen, denn im Nu,
war die Nacht zu Ende,
der Tagelöhner hebt die Hände,
und schaut verdrossen auf die Sachen,
die seinen Tag zum Joche machen.
Wenn um fünfe in der früh,
kräht der Hahn, schreien die Küh'
aufmerksamkeit geschuldet denn,
bald schon legt Eier die Henn'
besinnt sich auf das große Ganze,
webt sich in den wilden Tanze,
den Kreislauf, der das Leben füllt,
in pflichtbewusstsein gar gehüllt,
wo der Graf das Leben leicht,
die Arbeit Wolkenmalereien weicht,
es ist ein Spiel voll Generie,
der Ehrliche gewinnt es nie.

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