Donnerstag, 13. August 2009

Reales Paradies - North Island

Gestern lief bei 3Sat eine Doku über ferne Länder und ferne Menschen, fernab des deutschen Alltags. Wenn ich selber da wäre, gäbe es so ein Programm gar nicht, weil es dann nahe Länder wären und man sich sparen könnte über das Panorama vor der Haustür zu berichten.

Bin ich aber nicht. Also schaue ich 3Sat, und da kam gestern ein Bericht aus den Seychellen, besser gesagt aus der kleinen Insel "North Island" heraus; immanente Selbstdarstellung. Aber man nimmt es der tollen Insel nicht übel, dass sie so mit ihrem Luxus kokettiert.

North Island ist eine Privatinsel, auf der es 11 Villen gibt, die sich alle einen privaten Abschnitt Strand teilen, und gute 20.000€ in der Woche kosten. Es ist also ein kostspieliger Urlaubt, der allerdings der Insel selbst zu Gute kommt, und das umfassende Naturschutzprogramm finanziert.

Toll ist auch, dass man sich bestellen kann was man will. Egal was man essen möchte, die machen es einem. Dafür haben sie sooooon riesen Kühlschrank, in dem so ziemlich alles vor sich hinkrebst und vegetiert. Es gibt kein Menü, keine Karte. Nur die eigene Phantasie ist gefragt, und das zu jeder Tageszeit. Das is schon sehr dekadent. Ich würde trotzdem gerne mal hin fahren.

Das erinnert mich an die Sendung "Fahr mal hin", die meines Erachtens nach auch über North Island berichten sollte, um mir die Entscheidung quasi abzunehmen; Wenn so eine Sendung einem tolle Urlaubsparadiese präsentiert, und gleichzeitig suggeriert, dass man doch mal hinfahren könnte, was hält mich als Zuschauer dann noch davon ab? Außer 20.000€?

Wenn es Gott gäbe, würde er dort wohnen, bzw. Urlaub machen, wenn ihm die Ewigkeit mal wieder zu öde würde.

Der Himmel auf Erden. Was übrigens eine findige Metapher ist, weil Himmel und Erde niemals eine Einheit sein können, sondern immer sichtbar getrennt von einander auftreten. Da haben sich die religiösen Figuren wirklich angestrengt eine Metapher zu erfinden, die so deutlich sagt, dass auf der Erde alles Scheiße is, das man glatt in Ehrfurcht erstarrt. Aber wenn metaphernkundige Wüstenmenschen North Island vor 2000 Jahren schon gekannt hätten, vielleicht wäre ihnen der Vergleich nicht ganz so leicht aus der Feder geflossen.

Der schönste Teil von North Island ist aber das Innland, wo die Angestellten des Hotels wohnen; da stehen Palmenhaine, wie aus dem Bilderbuch. Wenn hier kein Intelligent Design dahinter steckt, dann weiß ich auch nicht.

Hier muss man nicht sterben um hinfahren zu dürfen, und trotzdem ist alles so ein bisschen göttlich, ohne zu sehr religiös zu werden. Also fahr mal hin!



*Nachtragsgedanke, grade auf dem Klo gekommen:

Die Athmosphäre, die wir ja als Himmel bezeichnen, liegt so gesehen ja "auf" der Erde auf, quasi der Himmel auf Erden. Insofern ist jeder Tag schon paradiesisch. Außerdem hält das Schwerkraftfeld der Erde den Himmel davon ab, ins All abzudriften. So gesehen hält die Erde also erst den Himmel am Platze, sprich würde es ohne Menschen, die sich den (religiösen) Himmel vorstellen, überhaupt einen geben? Und wenn es Kinderpornoseiten gibt, aber niemand sie ansehen kann, hat es sie dann wirklich gegeben??

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