Donnerstag, 13. August 2009

Das geheime Schreibtischland

Ich habe jetzt seit 314 Tagen nicht mehr bei mir hinterm Schreibtisch gesaugt. Genauer gesagt seit dem 3. Oktober 2008, an dem ich in meine neue Wohnung gezogen bin.

Ritzen, wie die zwischen Wand und Schreibtisch, sind für mich generell vernachlässigbar. Aber nicht, weil mir das irgendwie Spaß macht, sondern weil die Säuberung immer mit soviel Aufwand verbunden ist. Ich muss dann meinen PC wegräumen, die Schubladen leeren, das Teil rüber schieben und dann muss ich mich auf alle Viere verlassen und wie ein devotes Hausfräulein die Teppichleiste swiffern.

Das wäre auch noch kein Problem, ich kann mich ja ganz toll anpassen, wenns auch mal so um Arbeit geht und so, aber eine Sache treibt mich in Ekel hinfort von hinterm Schreibtisch:

Spinnen.

Garstige Spinnen, die in meiner Wohnung residieren und sich in Zimmerecken und Lampenschirmen vernetzen. Weil Spinnen so nomadisch veranlagt sind, hat man selbst mit nur einer Spinne im Haus, nach spätestens 2 Wochen, schon wieder 4 verlassene Netze rumfliegen. Manche sind architektonisch beeindruckend, andere baumeln von der Decke, und wiegen sanft im Winde. Das sind dann fast therapeutische Anblicke, aber trotzdem muss das Zeug weg.

Ich traue mich ja teilweise nicht mal mehr aus der Wohnung, weil im Hausgang dermaßen viele Spinnen - meist dünne aber eine besonders fleischige - sitzen, und mir eine davon neulich glatt ein Netz quer über die Haustür gesponnen hat. Wenn man morgens schon beim verlassen der Wohnungstür Spinnenfäden im Gesicht hat, dann ist der Tag verloren. Danach kann nur noch das Unheil daher gestöckelt kommen und einem gefühlskalt in die Eier treten. So schlimm wars dann nicht, aber theoretisch wäre das möglich gewesen.

Was mich also zu meinem Schreibtisch zurück bringt. Ich befürchte, dass sich dahinter irgendwann einmal zwei Spinnen einnisten, die sich auf den ersten Blick so total sympathisch sind und dann Spinnensex miteinander machen. Also ... jetzt wollte ich Spinnensex erklären, ich weiß aber nicht wie das geht. Es mag sich jeder selbst vorstellen. Jedenfalls würden die dann hinter meinem Schreibtisch ein Nest bauen, ein großes, rundes, cocon-ähnliches Gewirr aus Seidenfäden, in dem, zu tausenden, neue Spinnen heranwachsen. Wie im Film "Arachnophobia". Und Nachts würde das Nest dann mit einem Knacken aufbrechen, und sich eine Horde hungriger, kleiner Biester auf den Teppich ergießen. Da bin ich hoffentlich im Schlafzimmer und hab die Tür zu.

Nur komme ich dann nicht mehr an mein Telefon, und muss vermutlich aus dem Schlafzimmerfenster klettern. Da macht sich Parterre nochmal bezahlt.

Darüber denke ich Nachts nach, wenn ich nicht schlafen kann. Und ich versuche dann wenigstens mit dem Staubsauger so weit unter den Schreibtisch zu kommen, wie es die Querverstrebung zulässt, auf der mein Drucker vor sich dahinstaubt und an der ich mir immer die Knöchel blutergüssig stoße. Dabei erwische ich gefühlte 50% Schmutz;

Ein Teil wird eingesaugt, den Anderen schiebe ich noch weiter rein. Ab und an fallen mir auch mal leere Blätter hinter den Schreibtisch. Eine Haselnuss, ein Seidenbeutel, die Plastikverpackung von Tempotaschentüchern und ein grüner, wasserfester CD-Marker. Eine Rosine auch schon. Vom Studentenfutter. Dekoriert wäre es auf jedenfall, und vielleicht verscheucht die Vibration vom anditschenden Staubsauger die Tierchen ja. *dock dock*

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